Das oberste Ziel eines Unternehmens muss nicht mehr nur Profitorientierung sein, sondern die Nachhaltigkeit im Unternehmertum – das haben uns die Pionierleistungen der Social-Business-Szene und der Sustainable-Entrepreneurship-Bewegung gezeigt. In den vergangenen Dekaden haben uns diverse hybride Unternehmensformen gezeigt, dass es auch anders geht: Transformation des Elektrizitätsmarktes, Empowerment sehr armer Bevölkerungsgruppen, Mikrokredit-Systeme. Alle diese Sustainable Entrepreneur-Konzepte basieren auf tatkräftigem Unternehmertum und wirtschaftlichem Sachverstand – dafür fehlt die primäre Profitorientierung. Aus diesen Pioniertagen sind solide Unternehmen gewachsen, die im Social Business aktiv sind oder Nachhaltigkeits-Unternehmertum vorleben. Gewinnerwirtschaftung ist dabei in den Hintergrund getreten, Wachstum Nebensache.
Und trotzdem oder gerade deshalb wurde dieser eigene Anspruch ein Leuchtturm einer der grössten gesellschaftlichen Veränderungen unserer Tage. Socialpreneure und Ecopreneure haben die erste Welle der Nachhaltigkeitstransformation unseres Wirtschaftssystems ausgelöst. Die zweite Welle dieser Transformation unseres Wirtschaftssystems wurde durch die Methodik des Wirtschaftslebens befördert: Systematisches Management in den Lieferketten, ökologische Footprints, Energiebilanzen, Stakeholder-Integration und der technische Fortschritt als solcher. Beide Wellen wandelten Denkmuster und sorgten dafür, dass Managementthemen anders angegangen wurden, wirtschaftsweit. Angestossen von Pionieren, in der Breite verändernd.
Doch viele Unternehmenslenker beliessen es dabei, diese Entwicklungen in Corporate Social Responsibility Abteilungen erstarren zu lassen: „Green Washing“. Diese Sicht- und Verhaltensweise wird allerdings immer öfter als unzureichend gesehen und wirkt sich bereits negativ auf die Unternehmen aus, die diese Entwicklungen als Label, nicht als Notwendigkeit ansehen. Die Endlichkeit unserer Ressourcen, unseres Planeten und die damit einhergehenden Herausforderungen werden immer offensichtlicher. Formalistisches Abarbeiten weicher Standards der Sozial- und Umweltpolitik reichen nicht mehr aus. Kunden, Mitarbeiter, Behörden und Investoren verlangen neue Ideen und neues Verhalten. In der Zukunft dauerhaft erfolgreich agieren zu können, heisst, gesellschaftlich-kulturelle, ökologische und ökonomische Implikationen sowohl im Geschäftsmodell, als auch im Kerngeschäft gleichwertig, fortschrittlich, innovativ zu verankern.
Um das zu erreichen, müssen die Unternehmen fundamentale Fragen beantworten und die richtigen Antworten transparent und als Mission zum Erreichen der Vision leben. Unternehmenslenker müssen fragen, ob der derzeitige Geschäftszweck eine nachhaltige Entwicklung fördert, welche Konsummuster er initiiert, welche Lebensstile er unterstützt – und also: Womit verdient das Unternehmen Geld und was ist die Wirkung? Es geht darum, ökonomische Werte durch nachhaltige Entwicklung zu fördern, neben Best Case und Worst Case endlich auch einen Business Case for Sustainability zu denken, zu initiieren und zu leben. Und jedes Unternehmen hat Ansatzpunkte und Stellschrauben, um genau das zu schaffen. Der Fundus der Möglichkeiten ist gross, findet sich in Adaptionen bestehender Geschäftsmodelle, in der Materialwirtschaft, im Personalwesen, in der Logistik, beim Risiko- und Reputationsmanagement – diese dritte Welle der Nachhaltigkeitstransformation hat erst begonnen. Wer diese Welle nicht rechtzeitig erkennt, der unterschätzt die Kraft dieses Trends und wird untergehen. Wer das aber erkennt und gesamtgesellschaftlich denkt und handelt, der verankert dies in der DNA des Unternehmens: Im Geschäftsmodell und der Unternehmenskultur.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.